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Weltwassertag: Was Zugang zu sauberem Wasser wirklich bedeutet

22. März 2019 | Stephanie Engeli, Karin Stäheli

Der heutige Unesco Weltwassertag steht unter dem Motto «Niemanden zurücklassen». Denn aktuell haben immer noch viele Menschen aus diversen Gründen keinen Zugang zu sicherem Wasser und sicheren sanitären Einrichtungen. Doch Zugang zu sauberem Wasser allein reicht nicht, weiss Verhaltenspsychologe Hans-Joachim Mosler der Abteilung Umweltsozialwissenschaften.

«Niemand darf zurückgelassen werden», schreibt die Unesco in ihrem Weltwasserbericht. Heute haben drei von zehn Personen keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser und noch weniger zu sanitären Anlagen, häufig weil sie aus unterschiedlichen Gründen diskriminiert werden. Dabei spielen Geschlecht, Alter, Gesundheitszustand oder die Herkunft eine grosse Rolle. Menschen welche Minderheiten angehören oder auf der Flucht sind, sind vermehrt betroffen.

Was ist sicheres Wasser?

Wenn wir von Zugang zu sauberem Wasser sprechen, denken wir oft nur an die reine Verfügbarkeit des Wassers. Die Verfügbarkeit bedeutet, wieviel Wasser physisch verfügbar ist, wie es gespeichert, bewirtschaftet und den Nutzern zugewiesen wird. Dies ist jedoch nur der erste Schritt: Ist Wasser verfügbar, muss es zugänglich gemacht (Auslieferung via z.B. Wasserrohre oder Brunnen) und entsprechend aufbereitet, also gereinigt und desinfiziert, sein. Hinzu kommt ein funktionierendes Sanitärsystem, welches die hygienischen Anforderungen erfüllt.

Die Hürden zu sicherem Wasser sind vielfältig: Der nächste Brunnen mit gereinigtem Wasser kann an einem schwer erreichbaren Ort liegen, die Trinkflasche dreckig sein, auf dem Transport das Wasser wieder verunreinigt werden oder die entsprechenden Reinigungswerkzeuge nicht vorhanden sein. Oftmals ist es eine Kombination und vor allem das fehlende Bewusstsein, wie wichtig sicheres Wasser für die Gesundheit ist.  

Zugang zu sicherem Wasser alleine reicht nicht

Häufig besteht kein Bewusstsein für die Wichtigkeit der Hygiene, oder soziale Normen verhindern, dass das Trinkwasser beim sicheren Brunnen geholt wird (weil sich beispielsweise die jungen Frauen, deren Aufgabe es ist das Trinkwasser zu holen, nicht an öffentlichen Plätzen aufhalten dürfen). Damit zeigt sich, dass nicht nur dem Zugang zu sicherem Wasser Aufmerksamkeit geschenkt werden muss, sondern auch dem Verhalten der Nutzer des Wassers. Hans-Joachim Mosler von der Abteilung Umweltsozialwissenschaften hat mit dem Ranas-Modell eine Methode entwickelt, um zu identifizieren welche Aspekte die Verhaltensänderung verhindern. «Wir sorgen dafür, dass die Infrastruktur, welche die Ingenieure aufbauen, wirklich genutzt werden», sagt Mosler. «Es geht darum die Menschen dazu zu motivieren, vorhandenes Wasser selber sicher zu machen und auch so zu halten. Sauberes Wasser ohne das richtige Verhalten reicht nicht», so Mosler. Dies bedeutet z.B. einen längeren Weg zur sicheren Quelle auf sich zu nehmen, Desinfektionsmittel frühzeitig zu beschaffen oder entsprechende Techniken wie Abkochen oder Sodis einzuplanen, damit das Wasser zum gewünschten Zeitpunkt auch bereit ist. Auch die weitere Hygiene ist wichtig: regelmässiges Händewaschen, Nutzung von Toiletten, Umgang mit Nahrung, usw. Die Aufgabe des Teams um Mosler ist es, die Motivatoren für ein entsprechendes Verhalten zu identifizieren und diese dann entsprechend anzugehen. Damit alle Menschen von sauberem Wasser profitieren.