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Gletscherschmelze bedroht Lebensräume von alpinen Fluss-Lebewesen

Die Gletscherschmelze betrifft zahlreiche Lebewesen, die in von Gletscherwasser gespeisten Bächen heimisch sind. Mit zunehmendem Rückzug der Eismassen wärmen diese Gewässer auf und bedrohen so den Lebensraum ihrer Kaltwasser-Bewohner. Forschende der Eawag, des WSL und eines internationalen Teams haben nun eine Methode gefunden, zukünftige potenzielle Refugien für diese Kaltwasser-Lebewesen zu identifizieren. So wird es möglich, vorausschauend Regionen besser zu schützen, zu erhalten oder noch weiter auszubauen.

Alpine Regionen sind vom Klimawandel besonders betroffen – sie wärmen sich schneller auf als der globale Durchschnitt. Das schadet insbesondere den dort endemischen Lebewesen, die aufgrund geografischer Barrieren nur erschwerte Möglichkeiten haben, in andere Regionen zu migrieren. Vor allem Wasser-Lebewesen stellt das vor grosse Herausforderungen. Ans kalte Wasser gewöhnt, bleibt ihnen nur die Flucht «nach oben». Und sollte ein Gletscher komplett verschwindet, dann verschwinden auch sie.

Um das Überleben dieser Arten zu sichern ist es wichtig, zukünftige neue Lebensräume nicht nur ausfindig zu machen, sondern auch entsprechend zu schützen. Christopher Robinson von der Eawag-Abteilung Aquatische Ökologie hat nun zusammen mit Kolleginnen und Kollegen des WSL sowie aus UK, Österreich, Frankreich und Italien eine Methode entwickelt, diese zukünftigen Gebiete modellieren zu können, um frühzeitig entsprechende Schutzmassnahmen zu ermöglichen. Ihre Resultate wurden soeben im renommierten Magazin «Nature Ecology & Evolution» publiziert.

Prognosen bis ins Jahr 2100

Dazu nutzten die Forschenden die Hochrechnungen des Global Glacier Evolution Model, welches die Verbreitung und den Rückzug bestehender Gletscher in den kommenden Jahren voraussagt. Daraus lässt sich ableiten, wie sich die Gewässer in den derzeit noch von Eis bedeckten Regionen verändern, wenn der Gletscher schmilzt. In Kombination mit Temperatur-Prognosen konnte das Team zudem modellieren, wie sich die bestehenden Gewässer und angestammten Lebensräume von insgesamt fünfzehn Arten von Wirbellosen entwickeln und wo sie in Zukunft die für sie gewohnten Bedingungen vorfinden werden. Die Studie umfasst den europäischen Alpenraum und die Zeit bis ins Jahr 2100. Die von den Forschenden entwickelte Modellierung kann nun auch in anderen Gebirgszügen zum Einsatz kommen, um dort ebenfalls Prognosen abzuleiten.