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Das Erbgut von 100'000 afrikanischen Arten soll entschlüsselt werden
28 giugno 2022 |
Afrikanische Arten sind in Projekten zur Entschlüsselung des Erbguts bisher völlig unterrepräsentiert. Das African BioGenome Projekt möchte daher in den nächsten 10 Jahren die Genome von 105’000 endemischen, d.h. nur in Afrika heimischen Pflanzen, Tieren, Pilzen und Protisten (das sind Einzeller, Algen und niedere Pilze) sequenzieren. Passieren soll das – anders als bisher – vor allem durch afrikanische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Über 100 von ihnen arbeiten im Projekt mit. Eine davon ist Pooja Singh aus Botswana, die derzeit als Postdoc in der Abteilung Fischökologie und Evolution der Eawag tätig ist.
Wozu braucht es das Wissen zu den Genomen der afrikanischen Arten?
Die Anzahl der in Afrika heimischen Arten ist atemberaubend und viele davon sind endemische Arten. Die meisten Projekte zur Sequenzierung von Genomen haben bisher aber Forschungsgruppen aus Europa, Amerika oder Australien geleitet. Daher lag der Schwerpunkt auf Arten, die aus deren Perspektive wichtig sind. Damit die Arten sequenziert werden, die für uns wichtig sind – ökologisch, wirtschaftlich und kulturell – sollten wir das selbst in die Hand nehmen.
«Damit die Arten sequenziert werden, die für uns wichtig sind, sollten wir das selbst in die Hand nehmen.»
Können Sie ein Beispiel geben für eine solche Art, die aus afrikanischer Perspektive wichtig ist?
Die Raupe Gonimbrasia melina, auch Mopanewurm genannt. Diese Raupe einer Schmetterlingsart ist eine sehr wichtige Proteinquelle im südlichen Afrika, denn man kann sie einfach sammeln und essen. Das ist vor allem wichtig für Menschen, denen es wirtschaftlich nicht so gut geht. Aber der Mopane-Wurm ist stark vom Klimawandel betroffen. Wenn ich heute in Botswana bin, sehe ich, wie stark die Anzahl dieser Würmer abgenommen hat gegenüber den 1990er Jahren, als ich ein Kind war. Wenn wir das Genom dieser Art kennen, können wir versuchen, sie als wichtige Nahrungsquelle zu erhalten oder beginnen, sie zu züchten.
Das African BioGenome Projekt möchte also zum einen die genetischen Grundlagen dafür liefern, um die enorme afrikanische Artenvielfalt zu erhalten. Ein anderes wichtiges Ziel ist, dass dieses Wissen in Afrika selbst generiert wird. Warum wurden bisher so wenige Sequenzierungs-Projekte von Afrikanerinnen und Afrikanern durchgeführt?
Das ist zum einen ein wirtschaftliches Problem, denn die Sequenzierung von Genomen ist immer noch sehr teuer. Viele Regierungen oder Universitäten in Afrika haben das Geld dafür nicht. Die Regierungen brauchen einen Grossteil ihrer Ressourcen, um die Grundbedürfnisse der Menschen zu decken. An den Universitäten sind zum anderen das Fachwissen und die Ausstattung wie etwa grosse Computerserver für die Analyse solcher Daten häufig nicht verfügbar.
Damit ich Genomik und Genomsequenzierung erlernen konnte, musste ich beispielsweise nach Südafrika gehen, denn in Botswana war das nicht möglich. Aber dort, wo Geld dafür vorhanden ist, steht meist die Sequenzierung von Genomen für medizinische Zwecke, also für die Erforschung von Krankheiten im Vordergrund – nicht für die Ernährungssicherheit oder die Erhaltung der Biodiversität.