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Aus Urin wird Flüssigdünger

18 marzo 2015 | Andres Jordi

Ein neuartiges Recyclingverfahren gewinnt aus Urin wertvolle Nährstoffe zurück, die sich als Dünger verkaufen lassen. Das schont natürliche Ressourcen, entlastet Kläranlagen und macht Sanitärsysteme in Entwicklungsländern wirtschaftlich attraktiver. Drei Anlagen sind schon in Betrieb: eine an der Eawag in Dübendorf und zwei in der südafrikanischen Stadt Durban.

Eine Chili-Pflanze mit zahlreichen leuchtend orangen Schoten gedeiht in einem Büro der Eawag mitten im Zürcher Winter. Möglich macht dies eine Düngerlösung, welche die Eawag zusammen mit südafrikanischen Partnern entwickelt hat. Vuna bedeutet «Ernte» auf Zulu. Neben der Chili-Ernte als angenehmem Nebeneffekt steht dabei vor allem die Gewinnung von Nährstoffen aus Urin im Vordergrund. Deshalb heisst Vuna auch «Verwertung von Urin-Nährstoffen in Afrika». Die Idee dahinter: den Urin nicht wie bisher vielerorts mit Wasser in die Kanalisation zu spülen, sondern getrennt zu sammeln und zu einem wiederverwertbaren Produkt zu verarbeiten [1].

Die Produktion von Dünger verbraucht viel Energie

Wassergespülte Toiletten brauchen viel (Trink-)Wasser und ein ausgedehntes Kanalisationsnetz zur Entsorgung des Abwassers. Fliesst das Abwasser in eine Kläranlage, muss es dort aufwändig gereinigt werden. Falls keine Kläranlage das Abwasser reinigt, verschmutzt es Seen, Flüsse, Meere oder das Grundwasser. Der Urin macht zwar nur zirka 1 Prozent des Abwassers aus, das in unsere Kläranlagen fliesst. Trotzdem ist er wegen seiner Nährstoffe für einen grossen Teil der Verschmutzung verantwortlich (Abb. 2). So stammen zum Beispiel 90 Prozent des Stickstoffs im Abwasser aus dem Urin. Die Umwandlung und die Entfernung des Stickstoffs machen in einer modernen Abwasserreinigungsanlage wiederum einen grossen Teil des Energieaufwands aus.

Auch die Herstellung von Dünger für die Landwirtschaft benötigt viel Energie und Ressourcen. So verbraucht das Haber-Bosch-Verfahren zur Gewinnung von Stickstoff aus der Luft alleine mehr als 1 Prozent der gesamten weltweit produzierten Energie. Phosphor wird aus Phosphatgestein hergestellt. Die bekannten Vorräte dieses Gesteins sind in wenigen Ländern konzentriert. Dies kann in Zukunft zu hohen Preisschwankungen führen. Es besteht somit ein grosses Interesse, für Nährstoffe alternative Quellen anzuzapfen.