Notizie

Das Vermächtnis ausgestorbener Arten im Erbgut ihrer Verwandten

24 febbraio 2022 | Claudia Carle

Fast hundert Jahre alte Gewebeproben aller Felchenarten im Bodensee ermöglichten Eawag-Forschenden, das Erbgut einer ausgestorbenen Felchenart mit dem der heute lebenden Arten zu vergleichen. Dabei zeigte sich, dass Erbgut-Fragmente der ausgestorbenen Art in den heutigen Arten fortbestehen. Das könnte es den heutigen Felchen erleichtern, den einst verlorenen Lebensraum im Tiefenwasser wieder zu besiedeln.

Die sauber beschrifteten Papiertütchen sehen unscheinbar aus, sind aber ein Glücksfall für die Forschung: Sie enthalten historische Schuppenproben, welche die Fischereibehörden des Bodensees seit über 100 Jahren regelmässig bei allen Felchenarten entnehmen, um deren Wachstumsraten zu bestimmen. Aus den Geweberesten an den Schuppen konnte David Frei von der Abteilung Fischökologie und Evolution der Eawag genetisches Material gewinnen und das Erbgut – auch Genom genannt – von Felchen untersuchen, die vor ca. 90 Jahren im Bodensee gelebt haben. Das war lange bevor in den 1950er Jahren die zunehmende Überdüngung des Sees einsetzte und eine der vier dort heimischen Felchenarten ausstarb. Der Vergleich mit den Genomen der heute lebenden Arten ermöglichte David Frei und seinen Forschungskolleginnen und -kollegen besser zu verstehen, was beim Aussterben einer Art passiert und welche Auswirkungen dies auf die überlebenden Arten hat. Angesichts des rasanten Rückgangs an Lebensräumen und biologischer Vielfalt kann dieses Wissen wertvolle Informationen zur Erhaltung der Biodiversität liefern. Die Ergebnisse der Studie, die zu einem grossen Teil im Rahmen des Projekts «SeeWandel» durchgeführt wurde (vgl. Kasten), sind soeben in der Zeitschrift Nature Ecology & Evolution erschienen.