Abteilung Umweltsozialwissenschaften

REVALUE Projekt: Die Bedeutung von Werten für die Umweltgesundheit - Eine Verfeinerung des Wertansatzes im Umweltbereich

Sogenannte Umweltgesundheitsprobleme, wie zum Beispiel der Klimawandel oder der Verlust von Biodiversität, sind eng mit dem Menschen verflochten. Menschen verursachen nicht nur die Probleme, sie leiden auch unter den Folgen und müssen sich anpassen, um ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu schützen. Da Umweltgesundheitsprobleme zu den wichtigsten Herausforderungen gehören, mit denen die Menschheit heute konfrontiert ist, ist es dringender denn je, die Faktoren besser zu verstehen, die den Mitigationsentscheidungen von Menschen, wie dem Klimaschutz, und deren Adaptationsentscheidungen, wie der Anpassung an den Klimawandel, zugrundeliegenden. Zu den relevanten Faktoren, die solche Entscheidungen beeinflussen, gehören Werte.

Im Alltag ist uns der Wertebegriff nicht fremd, jedoch hat er unterschiedliche Bedeutungen. Vielleicht schätzen wir einen Freund oder jemanden, der uns geholfen hat; wir geben bestimmten Objekten mehr finanziellen oder emotionalen Wert; oder wir haben bestimmte persönliche Prinzipien, die unsere Entscheidungen leiten, sogenannte persönliche Werte. Persönliche Werte sind ein Konzept, mit dem sich viele Sozialwissenschaftler im Laufe der Jahre beschäftigt haben. Nicht ohne Grund. Es wird davon ausgegangen, dass persönliche Werte im Laufe des Lebens relativ stabil sind, was unsere Entscheidungsfindung über Situationen und die Zeit hinweg leitet. Aus diesem Grund können persönliche Werte beispielsweise einen Einfluss darauf haben, ob Sie sich entscheiden, die Extrameile zu gehen und mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren, um CO2-Emissionen zu reduzieren oder lieber den Komfort Ihres Autos genießen.

Die umweltpsychologische Forschung verwendet persönliche Werte, um umweltrelevante Überzeugungen, Einstellungen, Verhaltensweisen und Entscheidungen zu erklären und wirkungsvolle Interventionen zu entwickeln. Diese Forschung sollte auf einem präzisen theoretischen Rahmen und präzisen Messinstrumenten basieren. Jedoch fehlen diese. Bisher werden nur relativ wenige Werte berücksichtigt und der theoretische Rahmen ist nicht umfassend genug, um neuere Themen wie die Anpassung an den Klimawandel und individuelle Gesundheitsbedenken zu erforschen. Um noch einmal auf das obige Beispiel zurückzukommen, Ihre Entscheidung für das Radfahren beruht möglicherweise nicht auf dem Wunsch, CO2-Emissionen zu reduzieren, sondern könnte darauf abzielen, Ihre Gesundheit zu verbessern. Mit anderen Worten: Umweltfreundliches Verhalten ergibt sich nicht nur aus Umwelterwägungen, sondern beispielsweise auch aus individuellen Gesundheitsüberlegungen.

Das REVALUE-Projekt zielt darauf ab, diese Mängel des Werteansatzes in der Umweltpsychologie anzugehen, indem eine verfeinerte Wertetypologie und neue Messinstrumente entwickelt und getestet werden. Das Projekt umfasst sowohl qualitative als auch quantitative Studien. Insgesamt stellt REVALUE einen ersten Schritt zu einem verfeinerten, universellen Werteansatz für Umweltgesundheit dar, der eine größere Vorhersagekraft hat und präzisere Einblicke in die Wertebasis von Entscheidungen liefern wird. Diese Erkenntnisse können in die Gestaltung von Mitigations- und Adaptationskampagnen einfließen und so dazu beitragen, die nötigen umweltfreundlichen und gesunden Lebensstile zu fördern, um die aktuellen Umweltgesundheitsprobleme anzugehen.

REVALUE ist ein Gemeinschaftsprojekt der Gruppe Environmental Health Psychology an der Eawag und des Consumer Decision and Sustainable Behavior Lab an der Universität Genf.

Projektteam

Désirée Schmid Doktorandin, Environmental Health Psychology Tel. +41 58 765 6724 E-Mail senden
Dr. Nadja Contzen Gruppenleiterin, Environmental Health Psychology Tel. +41 58 765 6892 E-Mail senden

Externe Projektpartner

Prof. Dr. Tobias Brosch, Universität Genf

Projektdaten

  • Projektdauer: 1. August 2022 bis 31. Juli 2026
  • Finanzierung: Schweizerischer Nationalfonds (SNF)