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«Man muss mutig sein, um in der Wissenschaft erfolgreich zu sein»

24. Februar 2020 | Stephanie Schnydrig

Die Geochemikerin Denise Mitrano erhielt dieses Jahr ein SNSF Eccellenza Professorial Fellowship. Dieses Stipendium ermöglicht ihr, als Assistenzprofessorin eine eigene Forschungsgruppe an der ETH Zürich aufzubauen. Diese Chance möchte sie nutzen, um ihrem Karriereziel einen Schritt näher zu kommen – nämlich eine ordentliche Professorin zu werden.

Denise Mitrano erforscht winzigste Partikel, die nur ein paar Millionstel bis Tausendstel Millimeter messen. Vor über drei Jahren kam sie zur Eawag, wo sie ihr eigenes Team innerhalb der Forschungsgruppe «Partikellabor» in der Abteilung Verfahrenstechnik aufbaute. In dieser Zeit entwickelte sie ein Verfahren, um die Wege von Nanoplastik in der Umwelt zu verfolgen. Zuvor war das nämlich nicht möglich. Vor ihrer Zeit an der Eawag absolvierte Mitrano ein Postdoc an der Empa und erhielt ihren Doktortitel in Geochemie an der «Colorado School of Mines» in den USA.

Die gebürtige US-Amerikanerin erhielt Anfang dieses Jahrs ein «SNSF Eccellenza Professorial Fellowship». Dieses Stipendium richtet sich an herausragende Forschende aller Disziplinen mit einem Doktorat oder einer äquivalenten Qualifikation, die eine akademische Laufbahn verfolgen und noch keine Assistenzprofessur erhalten haben. Die 34-jährige Denise Mitrano wird ab 1. Juli 2020 an der ETH Zürich im Departement Umweltsystemwissenschaften als Assistenzprofessorin ihre eigene Forschungsgruppe namens «Environmental Chemistry of Anthropogenic Materials» aufbauen. Der Fokus wird auf der Analyse von Mikro- und Nanoplastik und deren Auswirkungen auf die Umwelt liegen.

Denise, für die Stipendien haben sich 229 Forschende beworben, du gehörst zu den 34 Auserwählten – weisst du, wieso?

Mein Forschungsgebiet erhielt in den letzten Jahren enorme Aufmerksamkeit, auch in der breiten Öffentlichkeit. Ich erinnere mich, als ich mein Postdoc an der Empa startete, befasste sich kaum jemand mit Mikro- und Nanoplastik in der Umwelt. Nun ist daraus ein Thema geworden, das in aller Munde ist. Ausserdem war mein Stipendienantrag gut, ebenso meine Publikationsliste von Fachartikeln. Auch, dass ich inzwischen seit fünf Jahren in der Schweiz lebe und das Forschungsumfeld hier sehr gut kenne, brachte mir Pluspunkte ein.

Weshalb braucht es das deiner Meinung nach Förderungen wie die Eccelenza?

Sie bieten uns jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine wunderbare Möglichkeit, Erfahrungen auf dem Weg zu einer ordentlichen Professur zu sammeln: Sei es, um zu lernen, Forschungsfördergelder einzutreiben, zu lehren, Doktorarbeiten zu betreuen oder auch sein Netzwerk zu erweitern. Allerdings besteht die Unsicherheit eines befristeten Arbeitsvertrags weiterhin. Nach fünf Jahren bietet sich bei einer Eccelenza nämlich nicht die Möglichkeit, festangestellt zu werden, wie sonst bei einem «Tenure Track» Programm.

Das heisst, nach den fünf Jahren beginnt die Jobsuche erneut?

Genau, die Eccelenza ist sozusagen ein «Start-up grant». Das heisst, in den fünf Jahren werde ich mich sicher stark unter Druck setzen, um möglichst gute Arbeit und Ergebnisse zu erzielen. Aber das ist in Ordnung für mich, ich kann gut mit Druck umgehen.

Dein Ziel bleibt somit eine Festanstellung als Professorin?

Auf alle Fälle. Diesen Traum habe ich, seitdem ich meine Doktorarbeit begonnen habe.

Was rätst du jungen Forscherinnen und Forschern, die ebenfalls eine akademische Karriere verfolgen möchten?

Seid mutig und «think out of the box»! Als junge Wissenschaftlerin muss man auf ein neues Fachgebiet und innovative Methoden setzen, die noch nicht etabliert sind. Das birgt zwar Risiken, aber im besten Fall wird man zur Pionierin im eigenen Fachgebiet.