Département Ecologie et évolution des poissons
Ernährungsphänologie im Zusammenhang mit Klimawandel
Der Klimawandel kann in vielen Ökosystemen zu einer schnellen Veränderung der verfügbaren Nahrung führen (Menge, Qualität und saisonales Auftreten, d.h. Phänologie). Um vorherzusagen, wie Nahrungsnetze auf den Klimawandel reagieren werden, ist ein besseres Verständnis dieser komplexen Zusammenhänge nötig.
Die phänologische oder saisonale Beschleunigung vollzieht sich in der Regel am unteren Ende der Nahrungskette schneller. Dies führt zu einer Diskrepanz zwischen dem Zeitpunkt, an dem Tiere Nahrung benötigen, und dem Zeitpunkt, an dem die Nahrung verfügbar ist. Frühere Forschung zu diesem Thema konzentrierte sich vor allem auf die Verfügbarkeit der Nahrung, jedoch nicht auf ihre Qualität. Doch selbst wenn Nahrung verfügbar ist, kann es bei Tieren zu Nährstoffdefiziten kommen: Nämlich dann, wenn jene Nahrungsquellen fehlen, die zentral wichtige Nährstoffe enthalten wie die mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren (n-3 PUFA). Solche Diskrepanzen zwischen Angebot und Nachfrage sind besonders problematisch für Tiere wie Vögel, die an Land leben, aber auf Wasserinsekten als Nährstoffquelle für die n-3-PUFA angewiesen sind. Da die Entwicklung der Insekten und ihre Fettsäuresynthese offenbar stark temperaturabhängig sind, ist es unklar, wie sich die Erwärmung künftig auf die Verfügbarkeit wichtiger Nährstoffe von Insekten auswirken wird.
Dieses Projekt untersucht einerseits, wie sich temperaturbedingte Unterschiede in der lokalen Artenvielfalt auf die Phänologie und den Nährwert der schlüpfenden Wasserinsekten auswirken, d.h. auf ihre Qualität als Beutetiere. Andererseits erforschen wir, wie die Temperatur die Entwicklungsgeschwindigkeit einzelner Arten von Wasserinsekten beeinflusst sowie ihren Nährwert. Schliesslich schätzen wir ab, wie sich die Ernährungsphänologie schlüpfender Wasserinsekten und die Nachfrage von insektenfressenden Vögeln nach n-3-PUFA mit dem Klimawandel verändern werden. Unser Ziel ist es vorherzusagen, wann, wo und für welche Arten die Diskrepanz zwischen Nahrungsangebot und -nachfrage am stärksten ist.
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