Abteilung Aquatische Ökologie

Quagga in ARAs? – Überleben Quaggamuschel-Larven eine Kläranlage?

Die Quaggamuschel (Dreissena rostriformis bugensis) ist eine invasive Süsswassermuschel, die ursprünglich aus dem Schwarzmeerraum stammt und sich in den letzten Jahrzehnten rasant über weite Teile Europas und Nordamerikas ausgebreitet hat. In der Schweiz wurde sie erstmals 2014 im Rhein festgestellt und hat sich seither in mehreren grossen Seen etabliert. Ihre Ausbreitung zwischen Gewässern erfolgt einerseits über natürliche Wasserwege, insbesondere aber auch durch menschliche Aktivitäten, wie den Transport von Booten und Wassersportgeräten. Dabei können die Tiere entweder als ausgewachsene Muscheln an Rümpfen haften oder im Larvenstadium, als sogenannte Veligerlarven, im Restwasser von Booten oder Ausrüstungsgegenständen mitgeführt werden.

Um ihre weitere Ausbreitung zu verlangsamen, haben mittlerweile viele Schweizer Kantone eine Melde- und Reinigungspflicht für Boote, die von einem Gewässer in ein anderes bewegt werden, eingeführt. Boote müssen vor dem Gewässerwechsel bei einer zertifizierten Station gründlich gereinigt und der Transport gemeldet werden. Das Abwasser, welches bei der Bootreinigung anfällt, enthält möglicherweise Quagga-Larven und gelangt in die Kanalisation und damit in eine Kläranlage, bevor es wieder in ein natürliches Gewässer geleitet wird. Obwohl Fachleute vermuten, dass die Larven den Reinigungsprozess in einer modernen Kläranlage nicht überleben, gibt es bislang keine gesicherten wissenschaftlichen Belege dafür. Um das zu untersuchen, wurde dieses Projekt mit Unterstützung der Eidgenössischen Fachkommission für biologische Sicherheit (EFBS) und anderen Projektpartnern lanciert. Ziel ist es, herauszufinden, ob Quagga-Larven eine Kläranlage überleben können. Unter anderem sollen die folgenden Fragen beantwortet werden:

  • Wenn Quagga-verseuchtes Abwasser in die Kanalisation entsorgt wird, welcher Anteil an Larven ist typischerweise im Ablauf zu erwarten?
  • Welche Stufen einer Kläranlage sind verantwortlich für welche Elimination an Quagga-Larven?
  • Besteht ein Risiko, dass Quagga-Larven sich in der Kläranlage ansiedeln?

Gemeinsam mit der Abteilung für Verfahrenstechnik wurde eine mobile Versuchskläranlage auf einem Anhänger entwickelt, die an die Kläranlage Altenrhein am Bodensee angeschlossen wird. Die mobile Anlage im Pilotmassstab enthält alle relevanten Klärungsstufen (Vorklärung, biologische Klärung, Sandfilter im Ablauf). In einem kontrollierten Versuchsaufbau wird dieser Anlage Abwasser zugeführt, dem zuvor eine bekannte Menge an Quagga-Larven beigemischt wurde. Die Larven für diesen Versuch stammen aus dem Filtersystem der Bodensee Wasserversorgung in Sipplingen (Deutschland), welches täglich grosse Mengen Plankton aus dem Bodenseewasser herausfiltert. Während dem Klärungsprozess werden dann regelmässig Wasserproben entnommen, womit die Elimination der Quagga-Larven über die einzelnen Behandlungsstufen quantifiziert werden kann. So sollen die offenen Fragen zum Schicksal der Quagga-Larven im Abwasser geklärt und mehr Kenntnisse über die Wirksamkeit von Massnahmen gegen die Quaggamuschel-Invasion gewonnen werden. Die Ergebnisse werden für Kläranlagenbetreiber, Umweltbehörden und politische Entscheidungsträger gleichermassen von grosser Bedeutung sein.