Abteilung Oberflächengewässer
ERC-Synergy Projekt MEMELAND
Die heutigen europäischen Landschaften und ihre Biodiversität spiegeln Jahrhunderte menschlicher Einflussnahme wider. Eine entscheidende Phase war die mittelalterliche „Agrarrevolution“, in der sich Landnutzung, Acker- und Viehwirtschaft sowie Bevölkerungsdynamiken grundlegend veränderten – Entwicklungen, die mit der Mittelalterlichen Klima-Anomalie zusammenfielen. Das Verständnis, wie diese Transformationen Biodiversität und die Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen geprägt haben, ist zentral für die Entwicklung zukunftsorientierter, klimaangepasster Landnutzungsstrategien.
MEMELAND untersucht diese Schlüsselperiode anhand von Seesedimentarchiven aus 100 Seen (50 See-Paaren), die über ganz Europa verteilt sind. Jedes Paar besteht aus einem See in der Nähe eines sogenannten „Elite“-Standortes und einem See aus einem benachbarten Gebiet mit wenigen oder keinen archäologischen Spuren menschlicher Aktivität. Diese Vergleiche ermöglichen es, natürliche von anthropogenen Einflüssen auf Umweltveränderungen zu trennen; ein Ansatz, der in diesem Massstab bisher kaum angewendet wurde.
An der Eawag liegt der Schwerpunkt auf der Entwicklung und Anwendung von fäkalen Biomarkeranalysen, insbesondere von Sterolen, Stanolen und Gallensäuren, als Indikatoren für Weide- und Düngungsintensität. Zentrale Fragestellungen lauten unter anderen:
- Welche Biomarker erfassen mittelalterliche Landnutzungsänderungen am zuverlässigsten?
- Wie unterschied sich die Landnutzungsintensität zwischen den See-Paaren und Regionen?
- Lassen sich Eutrophierungs- und Sauerstoffverteilungsmuster in den Seen durch fäkale Einträge erklären?
Das Eawag-Team kombiniert hierzu die Biomarkerdaten mit Hyperspektralbildgebung und verbindungsspezifischer Radiokohlenstoffdatierung, um MEMELANDs interdisziplinäre Ansätze zu ergänzen, die Archäobotanik, sedaDNA, Archäologie und sozio-ökologische Modellierung verbinden.