Département Technologie des procédés
Mikroplastik in der Umwelt: Analyse und Bestandsaufnahme in verschiedenen Umweltkompartimenten

Unsachgemässe Entsorgung und fehlende Abfallbehandlung führten zu einer Akkumulation von Plastik in der Umwelt. Plastik wurde mittlerweile auch in weiteren Umweltkompartimenten wie Süssgewässer, Böden und Atmosphäre nachgewiesen. Grundsätzlich wird zwischen Makroplastik und Mikroplastik unterschieden. Als letzteres werden Kunststoffpartikel kleiner als 5 mm bezeichnet, welche z.B. durch Abrieb von Kunststoffprodukten oder Zerfall von Makroplastik in die Umwelt gelangen.
Die Art und Menge von Mikroplastik in unserer Umwelt, sowie die Verteilung von Mikroplastik in den Umweltkompartimenten ist nur unzureichend bekannt. Der Grund hierfür ist das Fehlen von einheitlichen und standardisierten Probennahme- und Aufbereitungsprotokollen sowie analytischen Methoden. Derzeit verfügbare Studien zu Mikroplastik in der Umwelt können Mikroplastik zwar nachweisen, eine kohärente quantitative Bestandsaufnahme der Belastung verschiedener Umweltkompartimente durch Mikroplastik ist aber weitestgehend ausstehend.
In den drei Projekten werden die Kompartimente auf Mikroplastikgehalte untersucht:
- Boden (Agroscope, Thomas Bucheli, Nationale Bodenbeobachtung (NABO), Reto Meuli)
- Atmosphäre (Empa, Nationales Beobachtungsnetz für Luftfremdstoffe (NABEL), Christoph Hüglin)
- Abwasser / Klärschlamm (Eawag, Ralf Kaegi) auf Mikroplastikgehalte untersucht
Das interdisziplinäre Konsortium vereinigt die notwendigen Expertisen in den genannten Kompartimenten und ermöglicht eine sphärenübergreifende Untersuchung der Verschmutzung durch Mikroplastik. Dabei spielt die gemeinsame Erarbeitung von analytischen Methoden eine zentrale Rolle, welche auf dem aktuellen Stand der Forschung aufbaut.
Insbesondere werden gemeinsame Probenahme-Strategien und Aufbereitungsmethoden erarbeitet, welche sowohl auf massenbasierte als auch auf partikelbasierte (Partikelgrösse und Partikelanzahl) Messmethoden ausgelegt sind.
Der interdisziplinäre Ansatz und eine enge Zusammenarbeit und Koordination zwischen den drei Projekten ermöglicht einen Vergleich der Verschmutzung durch Mikroplastik in den verschiedenen Umweltkompartimenten sowie eine Beurteilung der Bedeutung der wesentlichen Eintragspfade in Böden als zentrale Senke (insbesondere atmosphärischer Transport und Deposition, biogene Abfälle, Klärschlamm). Innerhalb von weiteren geplanten Projekten sollen zusätzliche Aspekte wie z.B. der Reifenabrieb behandelt werden (Figur 1). Es ist geplant, das Modul Klärschlamm mit Messungen an ausgewählten Stationen der Nationalen Daueruntersuchung Fliessgewässer (NADUF) zu ergänzen, um den Mikroplastikexport über die Oberflächengewässer komplementär zur Klärschlammstudie abschätzen zu können.
1) Mikroplastik im Boden: Etablierung und Validierung einer analytischen Methode & erstes Screening
Ziel des Projekts
- Etablierung und Validierung der Analytik (py/GC-MS) um MP in Böden quantitativ und qualitativ zu bestimmen
- Erfassung von standardisierten Daten über die Belastung der Umweltkompartimente durch Kunststoffe
- Weiterentwicklung der Umweltanalytik im Bereich Abfall
- Das Projekt liefert zudem die Grundlage für eine Reihe von Zielen und strategischen Stossrichtungen der Bodenstrategie Schweiz des BAFU, namentlich betreffend den «Schadstoffeintrag durch die Landwirtschaft»
2) Atmosphärische Deposition von Mikroplastik in der Schweiz (Atmo-MP)
Ziele des Projekts
- Evaluation und Validierung der Analytik (µ-FT-IR) um MP in atmosphärischen Depositionsproben zu quantitativ und qualitativ zu bestimmen
- Getrennte Erhebung von jährlichen Depositionsraten luftgetragener (Trockendeposition) und niederschlagsgetragener (Nassdeposition) MPs
- Vergleich der MP Einträge von ländlichen und dicht besiedelten Gebieten

3) Mikroplastik in Schweizer Abwasserreinigungsanlagen (MICHARA)
Ziele des Projekts
- Evaluation und Validierung der Analytik (µ-FT-IR, Py-GC/MS) um MP in Klärschlammproben quantitativ zu erfassen
- Abschätzung der täglichen Schwankungen der MP Konzentrationen im Abwasser
- Quantifizierungen der MP Flüsse in urbanen Abwasserströmen und Einordung der Wichtigkeit von Kläranlagen als Quellen für MP in Oberflächengewässern