Abteilung Umweltsozialwissenschaften

WaterReuseLab

Bengaluru als Reallabor für die Transformation der Siedlungswasserwirtschaft

Das WaterReuseLab-Projekt zielt darauf ab, zu analysieren, ob und wie eine neue Generation hochwertiger dezentraler Abwasserwiederverwendungssysteme in Bengaluru, Indien, entwickelt und ausgebaut werden könnte. In enger Zusammenarbeit mit lokalen Forschungspartnern und Interessenvertretern bewertet das Projekt Technologien, Ansätze zur Überwachung der Wasserqualität, Geschäftsmodelle, Fragen der Nutzerakzeptanz und Governance-Modelle, die zusammengenommen dazu beitragen könnten, Wasserwiederverwendungslösungen zu schaffen, die bei der Bewältigung der komplexen Wasserprobleme der boomenden Megastadt "funktionieren".

Hintergrund

Die Versorgung einer wachsenden städtischen Bevölkerung mit sicherem und erschwinglichem Wasser ist eine zentrale Herausforderung für die Nachhaltigkeit, insbesondere in den boomenden Megastädten der Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Das derzeitige Modell mit ausgedehnten Rohrnetzen und zentraler Wasseraufbereitung hat seine Grenzen. Dezentrale Wasseraufbereitungs- und -wiederverwendungssysteme (DWTRS), die das Abwasser vor Ort aufbereiten und die Wiederverwendung des Wassers innerhalb von Gebäuden oder Stadtvierteln ermöglichen, bieten eine flexiblere, trockenheitsresistentere und nachhaltigere Lösung. Allerdings haben nur wenige Städte DWTRS in großem Maßstab eingeführt, und die Forschung über ihre Anwendung in diesen Regionen ist noch im Entstehen begriffen.

Das WaterReuseLab-Projekt schließt diese Lücke, indem es die Entwicklung von DWTRS in Bengaluru, Indien, untersucht - eine Fallstudie, die beispielhaft für die Herausforderungen im Bereich Wasser und Abwasserentsorgung in schnell wachsenden Städten ist. Ziel des Projekts ist es, die Erfolgsbedingungen für zuverlässige, akzeptable, erschwingliche und skalierbare DWTRS-Lösungen zu ermitteln. Es wird eine ganzheitliche Bewertung des DWTRS-Entwicklungspotenzials vornehmen und analysieren, wie sich Veränderungen im Kontext, bei den Anreizen und den Strategien der Akteure auf die Wiederverwendung von Abwasser in Bengaluru auswirken. Darüber hinaus wird das Projekt untersuchen, wie lokale Koalitionen verschiedene Szenarien steuern können und wie in Bengaluru entwickelte Lösungen in anderen indischen Städten und international verbreitet werden könnten.

Forschungssäulen und -projekte

Das Projekt baut auf einem intensiven inter- und transdisziplinären Austausch zwischen Forschenden aus verschiedenen Eawag-Abteilungen, unserem lokalen Forschungs- und Umsetzungspartner WELL Labs sowie Praxispartnern in Bangalore und der Schweiz auf.

Arbeitspaket 1: Technologie

Das Arbeitspaket 1 konzentriert sich auf die Entwicklung von Technologien und Strategien für eine effektive Abwasserbehandlung vor Ort, um die Qualität und mikrobielle Sicherheit des behandelten Abwassers für die Wiederverwendung als Brauchwasser zu gewährleisten. Dazu gehören der Betrieb von membranbasierten Ultrafiltrationssystemen und die Integration einfacher Sensoren für die Online-Überwachung und -Steuerung, mit dem Ziel, eine kostengünstige und robuste Aufbereitungslösung zu schaffen. Darüber hinaus werden die Konzentrationen von Krankheitserregern (Viren, Bakterien, Protozoen) in bestehenden Systemen bestimmt, um eine mikrobielle Risikobewertung durchzuführen und geeignete Entfernungsziele und Behandlungskonfigurationen festzulegen.

Arbeitspaket 2: Benutzerakzeptanz

Technologische Fortschritte und die Schaffung von tragfähigen Geschäftsmodellen zur Steigerung der Abwasserbehandlung und -wiederverwendung vor Ort können nur dann erfolgreich sein, wenn sie von den Nutzern akzeptiert werden. Das Arbeitspaket 2 untersucht die Determinanten der Nutzerakzeptanz. Wir interessieren uns zum Beispiel dafür, wie unterschiedliche technologische Konfigurationen (z.B. Echtzeitüberwachung der Wasserqualität oder unterschiedliche Wiederverwendungszwecke), unterschiedliche Geschäftsmodelle (z.B. Wiederverwendung vor Ort vs. Verkauf des Wassers für die Wiederverwendung außerhalb des Standorts) und unterschiedliche Kontextfaktoren (z.B. hohe oder niedrige Wasserknappheit) mit Veränderungen der Nutzerakzeptanz zusammenhängen.

Dr. Nadja Contzen Gruppenleiterin, Gruppe: EHP Tel. +41 58 765 6892 E-Mail senden
Dr. Josianne Kollmann Wissenschaftlerin, Gruppe: EHP Tel. +41 58 765 6420 E-Mail senden

Arbeitspaket 3: Geschäftsmodelle

In Arbeitspaket 3 wird analysiert, wie neue Geschäftsmodelle geschaffen werden können, die eine sichere Wiederverwendung garantieren und gleichzeitig den lokalen Unternehmen und Anwohnern greifbare finanzielle, ökologische und soziale Vorteile bieten. Auf der Grundlage von Umfragen bei Endnutzern, Experteninterviews und einer Reihe von Stakeholder-Workshops führen wir eine umfassende Systemanalyse durch und ermitteln Wege für die Skalierung hochwertiger Lösungen für die Wasserwiederverwendung vor Ort und außerhalb des Standorts.

Dr. Christian Binz Gruppenleiter, Gruppe: Cirus Tel. +41 58 765 5030 E-Mail senden
Prof. Dr. Bernhard Truffer Gruppenleiter, Gruppe: Cirus Tel. +41 58 765 5670 E-Mail senden
Dr. Johan Miörner Wissenschaftlicher Gast, Gruppe: Cirus Tel. +41 58 765 6493 E-Mail senden
Muhil Nesi PhD student, Group: Cirus Tel. +41 58 765 5905 E-Mail senden
Djamila Lesch Doktorandin, Gruppe: Cirus Tel. +41 58 765 5660 E-Mail senden

Arbeitspaket 4: Governance

Arbeitspaket 4 zielt darauf ab, eine umfassende Studie über die Rahmenbedingungen für die dezentrale Abwasserbehandlung und -wiederverwendung durchzuführen, die Politik, institutionelle Strukturen und Regulierungsmechanismen umfasst. Die Analyse identifiziert Lücken zwischen Politik und Praxis. Letztendlich liefert sie umsetzbare Empfehlungen für den Aufbau einer funktionierenden Wertschöpfungskette für die Wiederverwendung.

Arbeitspaket 5: Interaktion mit Interessenvertretern

WELL Labs erforscht und fördert die Einführung dezentraler Abwasseraufbereitung und -wiederverwendung in Bengaluru, um die Wassersicherheit zu verbessern. Dazu werden bestehende dezentrale Kläranlagen kartiert, der Bedarf von Gewerbe und Industrie ermittelt und Interviews mit RWAs geführt. WELL Labs baut auch Beziehungen zu den Interessengruppen auf und verankert diese, indem es Akteure aus der Regierung, zivilgesellschaftlichen Organisationen, RWAs, der Industrie und Start-ups zusammenbringt, um gemeinsam Strategien zu entwickeln, die von Politiken und Richtlinien bis hin zu Designanforderungen für neue Technologien reichen, um die Wiederverwendung von Abwasser in der Stadt zu fördern.

Outputs

Verwandte Publikationen

Kollmann, J.; Nath, S.; Singh, S.; Balasubramanian, S.; Reynaert, E.; Morgenroth, E.; Contzen, N. (2023) Acceptance of on-site wastewater treatment and reuse in Bengaluru, India: the role of perceived costs, risks, and benefits, Science of the Total Environment, 895, 165042 (11 pp.), doi:10.1016/j.scitotenv.2023.165042, Institutional Repository
Reynaert, E., Nagappa, D., & Morgenroth, E. (2023). Research brief: using sensors and automated chlorination to improve the microbial water quality of on-site sewage treatment plants in Bengaluru. doi:10.3929/ethz-b-000603755, Institutional Repository